»Zahl der Single-Haushalte steigt: Wirsing findet immer weniger Abnehmer«, so eine Top-Unterüberschrift letztens auf nordbayern.de, dem Sammelportal für die Käseblätter Mittelfrankens.
Helmut Wolf, Nürnberger Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands, konstatiert im zugehörigen Artikel eine klare Korrelation, die der Laie nicht einmal mit der Läuselupe erkennen würde: »Während die Zahl der Single-Haushalte in der Stadt immer mehr steigt, sinkt zugleich die Nachfrage nach Wirsing. […] Der Kopfkohl ist ziemlich voluminös und wurde daher immer als Gericht für die ganze Familie im Topf gekocht.«
Daß Wirsing jedoch – so die weniger schmackhafte, aber plausiblere These – schlicht scheiße schmeckt und selbst kapitalismuskritischere Kompagnons dem Kapitalismus zugutehalten, sie endlich von der ewigen Wirsingfresserei befreit zu haben, daß früher gar ganze Sohnemannschaften wegen Mutterns ständiger Wirsingwirsingwirsingkocherei die Heimstatt verließen (und sei es, wegen Wohnungs- und/oder Frauenmangels, auch nur zur Fremdenlegion oder in den Guerillakrieg nach Südamerika) und daß selbst von Schützenfesten diejenigen stets wieder alleine ins elterliche Anwesen zurückkehren, deren Lieblingsgericht irgendwas mit Wirsing zu tun hat, das alles mag Wirsinglobbyist Helmut Wolf trotz aller Evidenz nicht gelten lassen.
Gemeißelt aber sei folgende Wahrheit in Stein:
»Mehr Kapitalismus woll’n wir nur deswegen wagen
Um mit Schwertern aus Pflugscharen
Über die vermaledeiten Felder zu fahren
Und sämtliche Wirsingköpfe ab- und kaputtzuschlagen.«
(Quelle: Was Gemüse über gesellschaftliche Trends sagt, nordbayern.de)
(Anmerkung: Die Kommentarfunktion zu diesem Artikel steht nicht für Wirsing-Sympathiebekundungen zur Verfügung. Das haben die drei Kommentarschreiber unter dem nordbayern.de-Artikel schon erledigt. Und Wirsingrezepte und -aufbewahrungstips ausgetauscht.)
2 Gedanken zu “Schwerter aus Pflugscharen”