Wer mal wieder die Poren seiner Gesichtshaut erkunden möchte, sich aber kein gehobenes Hotelzimmer leisten kann, in dessen Bad ein Porenspiegel installiert ist, könnte zum Beispiel zu den lieben Matthias und Sonja Warkus nach Jena fahren. In deren Badezimmerspiegel ist nämlich ein solcher Spiegel i n t e g r i e r t ! (Evtl. vorher fragen, ob’s cool geht, dass man zur Porenkontrolle vorbeikommt.) Woher ich das weiß? Weil ich sie von Samstag auf Sonntag besuchte.
Erste Erkenntnis: Es gibt ihn wirklich. Niemand hat sich Matthias ausgedacht oder verstellt sich fürs Internet oder so – ich habe sogar seinen aus Facebookvideos bekannten Morgenmantel gesehen. Als ich nachts um drei im Bad stand, um mich nachtfertig zu machen, erwog ich sogar, für ein Selfie mal reinzuschlüpfen und das dann zu posten. Hab’ ich aber dann doch nicht gemacht; man geht ja schließlich auch nicht zur Queen und setzt sich heimlich ihre Krone auf oder zu Dwayne »The Rock« Johnson und hängt sich seinen WWF-World-Heavyweight-Champion-Gürtel um. Zwar bräche Matthias einem wohl nicht – wie The Rock oder die Queen – gleich das Genick und risse anschließend das ganze Rückgrat bis zum Steiß heraus, dennoch unterließ ich das Bademantelselfie, da es mir unziemlich erschien.
Als Mitbringsel bringselte ich ihnen eine Dose Nürnberger Rostbratwürste (10 St., bereits gegrillt, man muss sie nur noch erwärmen!) und eine Dose Sauerkraut (ebenfalls im Nürnberg-Design, bereits vorgekocht, je nach Bock ggf. mit Speckwürfeln oder Kümmel verfeinerbar) mit. «Poah, wie meeega unoriginell!», mag man nun einwenden. Worauf ich nur unerbittlich erwidern könnte: «Joa, aber wat willste machn, wennste aus Nürnberg kommst…» Gedacht war es eigentlich als romantische Zwischenmahlzeit für die beiden: flugs alles auf Genusstemperatur gebracht und dann schön auf der Couch jeder fünf und eine Hälfte Kraut bei Kerzenschein und Wein (im Weinviertel Jena-Winzerla haben Wasserhähne übrigens die Stufen «kalt», «warm» und «Wein». Daher gibt’s dort deutschlandexklusiv in Baumärkten nur Zweihebel-Mischbatterien, wobei einen der zweite Mischhebel zwischen Weiß- und Rotwein wählen lässt. Theoretisch könnte man sich also z.B. eine warme Rotweinschorle ohne Kohlensäure genehmigen).
Dann kam es jedoch ganz anders: Auch Matthias und Sonja hatten Bratwürste vorbereitet, und das nicht zu knapp. Neben Thüringern gab’s auch welche aus Matthias’ Herkunftsregion, der Pfalz, und, obwohl die nicht aus dieser Pfalz, sondern der ostbayrischen Oberpfalz stammen, sogar Pfälzer (ist ja wurscht, dass die ‹nur so heißen›, auf den Effekt kommt’s an). Als ob diese nicht schon genügt hätten, sagten sich die beiden beim Metzger: «Och, wo wir schon hier sind: Frankfurter und Wiener nehm’ wa auch noch!»
Aus dieser Selektion feinster Brätspezialitäten zauberten sie dann ein Gedicht, wie man es sonst nur von Konfekt- und Pralinendarbietungen gewohnt ist. Erlesene Häppchen, garniert mit Sauerkraut, das an Rankenornamente des Jugendstils erinnerte. Freilich geschah dann, was geschehen musste: Beim Anrichten ließen wir die Teller für einen kurzen Moment aus den Augen – und blickten im nächsten Moment auf leere Teller und die zufriedenen Mäuler der beiden Babykatzen Fluse und Chewie. Natürlich konnten wir den beiden süßen Fellknäueln nicht böse sein und lachten alle herzlich, wobei wir uns leicht die Bäuche hielten (teils vor Lachen, teils vor Hunger). Dennoch kam anschließend, was kommen musste: Die österreichische Nachwuchs- und Skandalautorin Stefanie Sargnagel trat die Wohnungstür ein, um dieser einen anderen österreichischen Nachwuchsautorin Zutritt zu verschaffen, welche dann mit Schmackes und Genuss wie gewohnt Babykatzen trat. Diesmal zwar nicht ohne Grund, aber dennoch eine ziemlich danebene Aktion. Die Kommentarspalten-Suderanten waren außer sich! (Offenlegung: Dieser ganze Abschnitt ist komplett ausgedacht. Sonja und Matthias kochen allerdings sehr lecker! Es stimmt einzig, dass ich Fluse und Chewie im Kampf gegen das Verbrechen erlebte, aber dazu ein andermal.)