Politische Willensbekundung

14.10.2018 – Zu vorgerückter Stunde eines Wahltages: Wenn man auf dem Wahlzettel statt eines Kreuzes einen Penis in den Kreis macht, ist der Wahlzettel selbst dann ungültig, wenn sich alles ordnungsgemäß im Kreis abspielt und höchstens ein klein wenig auskragt, wie Kreuze das eben auch tun? Wenn ja, hielte ich das für einen Skandal: Immerhin wäre es ein klares Zeichen politischer Willensbekundung – nämlich dass man diese oder jene Partei möglichst stark in ein Parlament ficken will.

Außerdem stelle man sich vor, dass Leute neben dem freshen Topbrüller «In der Wahlkabine mach ich erstmal drei Kreuze, ey» auch mal den kinky Superbringer «In der Wahlkabine mach ich erstmal drei Penisse, ey» raushauen könnten. Mithin dürfte die Penisfreigabe für Stimmzettel viele Jungwähler_innen in die Kabinen locken, die nach dem Schulabschluss nur noch apathisch mit glasigen Augen in der Gegend herumstehen und nicht mehr wissen, wo sie Penisse hinmalen sollen bzw. können, diese Kulturtechnik darüber schließlich ganz verlernen und, jedes Lebenssinnes beraubt, schlußendlich irgendwo ins Wasser gehen.

Die Aussicht, alle vier/fünf Jahre ein demokratieoffizielles Dokument per Penis ausfüllen zu dürfen, kann es einen stärkeren Lebenssinn geben?

(Offenlegung: Vorhin auf einer Lesung Heinz Strunks gewesen. Und wo der in einer Tour, und zwar mittlerweile doch etwas abgegriffen, von juvenilen exzessiven Zwangswichsern schreibt, sei mir einmal ein Beitrag über juvenile Zwangspenismaler gestattet.)