Oliver James

Meine neue Schallzahnbürste ist von Oliver James. Nicht etwa von ordentlichen Dentalhygieneanbietern mit Phantasienamen wie Oral-B, Panasonic oder Philips. Nein: James, Oliver James.

In der Spitze 40.000 Vibrationen pro Minute macht sie laut Oliver James. Die Borsten sind wohlig weich. Das Putzgefühl erinnert an die Apparaturen, mit denen Zahnärztinnenhelfer (w*m) Zähne polieren. Geräuschmäßig meine ich, eine dieser windigen Drohnen mit Hochfrequenzrotoren im Mund zu haben. Alle dreißig Sekunden unterbricht der Timer die Vibrationen für einen Sekundenbruchteil, nach zwei Minuten schaltet er die Bürste ab. Bislang schaltete ich aber jedes Mal wieder ein, weil ich noch nicht fertig war. Merkwürdig: Mit dem vorigen Gerät schaffte ich es meist in unter zwei Minuten.

Fünf Modi »für 5 unterschiedliche Zahnputzerlebnisse« hält die Bürste vor: Clean, White, Sensitive, Massage, Gum Care. Mindestens drei davon braucht aber kein Mensch. Neben Clean höchstens alle heiligen Zeiten mal Sensitive, wenn man irgendwo empfindlich ist im Mundraum. Pluspunkt: Die Bürste merkt sich den aktuell gewählten Modus fürs nächste Mal, man muss nicht jedes Mal alle durchschalten.

Oliver James. Auf den Namen komme ich noch nicht klar. Oliver James. Es war nicht das teuerste Modell, Oliver James’ Design sagt aber an jeder abgerundeten Ecke, dass es zumindest so aussehen will. Schon mit dem edlen matten Schwarz und dem prunkvollen glänzenden Goldring oben am Kragen zum Andockzapfen für den Bürstenaufsatz bedeutet uns das Gerät: Entlehnt bin ich Schlafzimmerspielzeug gehobener Damen von Rang und Namen.

Na hoffentlich ist Oliver James nicht der Michael Kors der Mundhygiene.

Anmerkung: Nachdem dieser Beitrag entstanden war, erfuhr ich, dass Michael Kors keineswegs der Billo-Designer ist, für den ich ihn gehalten hatte. Dieser Eindruck rührte daher, dass in öffentlichen Verkehrsmittel meiner werktäglichen Wege geschätzt jede dritte junge Frau eine Handtasche dieses Designers über der Schulter hängen hat. »Mei, vielleicht wollen sie einfach nicht mehr nur gefälschte Louis Vuitton-Taschen mit sich führen, sondern lieber (zwar billige, aber eben) originale.« Und dann schau her: Erfuhr ich also, dass Michael Kors’ eigentlich auch 1000-€-Trümmer sind und die Taschen, die mir im Alltag begegnen, wohl auch zumeist Replikas sind. Aber sowas wie Ed Hardy würde im Schlusssatz des Beitrags einfach nicht passen.

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