Das Konzept der Inferenz

»Neuere empirisch-kognitionspsychologische Untersuchungen […] beschreiben die Lektüre narrativer Texte als einen dynamischen kognitiven Prozess, der sowohl von Textsignalen (bottom-up) als auch von Inferenzen aus dem Langzeitgedächtnis des Lesers (top-down) gesteuert wird«¹. Diese Beschreibung der Top-Wissenschaft empirische Kognitionspsychologie trifft allerdings beispielsweise dann schon nicht mehr zu, ja wird gar in ihr crasses Gegenteil verkehrt, wenn Leser*innen auf dem Rücken liegen.

¹ Martínez, Matías/Scheffel, Michael: Einführung in die Erzähltheorie, 11., überarb. und aktual. Auflage, München 2019, S. 138

Die wahre Geschichte von den Maden

Berufsschulklasse Feinwerkmechanik, bestehend aus lauter niederbayerischen Grobianen, wir schreiben ca. das Jahr 2004. Aus dem Blockunterrichtsplan wird ersichtlich, dass der Klassenraum in den kommenden drei Wochen leer bleiben wird. Ein Mitschüler, u.a. begeisterter und versoffener Angler, bringt am letzten Tag vor diesem Leerstand ein Schächtelchen mit 50 Maden, gekauft für 50 Cent beim Anglerbedarf, mit. Nach der Pause placiert er diese Maden im Verein mit einem Stück Leberkäse von der Pausenverkaufsleberkässemmel in einem der Blumentöpfe auf dem Fensterbrett. Zeitsprung: nächster Blockunterricht. Der Klassenlehrer ermahnt uns beim Erstkontakt, ja schimpft uns richtiggehend aus, wir sollten doch nicht lauter Müll hinter die Heizkörper schmeißen (es sind so undurchsichtige, ohne Rippen), schließlich wozu gäbe es den Mülleimer. »Weil als ich letzte Woche wieder hier reingekommen bin, da war a l l e s schwarz an den Fenstern. So viele Fliegen habe ich überhaupt noch nie gesehen.« Er hat freilich komplett übertrieben, aber zu gerne hätte ich gesehen, wie viele Fliegen sich aus den Maden tatsächlich herausentwickelt, am Leberkäse gelabt und im Berufsschulklassenraum vergnügt hatten.

Was in der FAZ imo passieren soll

Hoffentlich überlebt die FAZ lange genug, dass in ihrer Leserbriefrubrik »imo«, »imho«, »afaik« und gar »imao« die Anachronismen – wo nicht dinosaurierartigen Ungetüme! – »meines Erachtens« und »meines Wissens« verdrängen können. Und hoffentlich muss der Verein Deutsche Sprache das auch noch erleben! Den dorthinnigen Ein- bzw. Siegeszug von »tbh« fände ich auch schön tbh

»Matratze« bzw. Turnmatte

5. Klasse, ein Mitschüler hat im Sportunterricht Scheiß gemacht und muss zur Strafe die zuvor gelernte (?) Übung vorturnen, und zwar korrekt kommentiert. »Ja, dann gniad ma si dò so aaf de Matratzn hii …«, versucht er es mit ostentativer Wurschtigkeit. Als nächster musste ich eine Strafübung vorturnen, weil ich wegen der Übungskommentierung des Mitschülers so viel und laut lachen musste. Das war aber nicht die Begebenheit, bei der mir derselbe Sportlehrer vor Wut über meine feixende Unaufmerksamkeit mit einem Handball fast den Kopf von den Schultern geworfen hätte. Er warf ein klein wenig daneben, den Einschlag an der Wand habe ich noch im Ohr. Und wenn die Turnhalle noch nicht abgerissen ist, dann lebt der Abdruck noch heute.
1/5 Handbällen, würde 0, wenn’s ginge.

Spät an der Realität zerschollener Kindertraum

Gerade wurde mir klar, dass Bret »The Hitman« Hart, den ich als Kind immer als sympathischen, freundlichen, netten Wrestling-Typen mit cooler Sonnenbrille wahrgenommen hatte, ja Bret »Der Auftragsmörder« Hart heißt, und das ist ja überhaupt nicht sympathisch, freundlich und nett.

(Vgl. auch: Danger, distress, endangerment, harm’s way, imperilment, peril, risk, trouble)