So hübsch die Cover der Reihe suhrkamp taschenbuch wissenschaft auch sind und so hohen Wiedererkennungswert sie mit der immergleichen Schriftart »Times Modern« (Willy Fleckhaus/Rolf Staudt) in den verschiedensten Farben vor schwarzem Hintergrund haben, so sehr kann ihre Idiosynkrasie, Autor und Titel oder Ober- und Untertitel typografisch nicht voneinander abzusetzen, Probleme mit sich bringen. Im vorliegenden Beispiel die Frage: Wie heißt dieses Buch, was ist Ober- und was Untertitel?

Ist es a) Materialien zur ästhetischen Theorie Th. W. Adornos. Konstruktion der Moderne oder ist es b) Materialien zur ästhetischen Theorie. Th. W. Adornos Konstruktion der Moderne? »Ach geh, da schau ich doch schnell beim Verlag nach«, denke ich, und stoße dort auf Lösung b:

Bis ich den Buchrücken sehe! Ihm zufolge ist es eindeutig Lösung a:

Vollends von Antwort a überzeugt mich – philologische Kolleg*innen werden mich sowohl für die anfängliche Internetschauerei als auch den Blick auf den nicht zitierfähigen Einband¹ schelten –, vollends überzeugt mich also der Blick ins Impressum. Dort steht:
»CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Materialien zur ästhetischen Theorie
Theodor W. Adornos, Konstruktion der Moderne
hrsg. von Burkhardt Lindner u. W. Martin Lüdke.
1. Aufl. – Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1980.«
Na, da hat sich am Ende alles doch noch geklärt. Erstaunen tut’s mich nicht, ist es schließlich nur ein weiteres Glied in der laaangen Kette von Suhrkamps Sonderbarkeiten wie diesen:
- zwei vertauschte Zeilen in Walter Benjamins Dissertation
- das ›elegante‹ Sich-Entziehen aus einer Affaire
- ein stone cold spoiler auf einer Umschlag-Rückseite
- …
Sollte jemand vom Suhrkamp Verlag diesen Beitrag lesen: Ich würde freilich trotz alledem bei euch publizieren. E-Mail-Postfach ist offen!
Ach, eine Sache zu einem der Herausgeber noch, weil eine Freundin sich neulich fragte, ob Theodor W. Adorno in Literaturverzeichnissen statt unter A wie Adorno nicht vielmehr unter W wie W. Adorno eingeordnet werden müsse, da sein Mittelinitial W. nicht für einen abgekürzten Vornamen steht, sondern für Wiesengrund, seinen ›abgelegten‹ Geburtsnamen väterlicherseits (Adorno hatte seine Mutter geheißen)², sei hier gefragt: Ob der eine Herausgeber des obigen Bandes, W. Martin Lüdke, in voller Länge Wiesengrund Martin Lüdke heißt?
Herzliche Grüße W. A. Maria Lugauer
¹ Schon im ersten Semester schärfte mir ein Linguist ein, zitierfähig sei erst die Titelseite nach dem Schmutztitel eines Buches, die sich i. d. R. auf S. 3 des Buchblocks befindet. Denn alles andere könne ja abgerissen/verschmutzt werden.
² Auweia, meine auf Twitter diesbezüglich geäußerte launige Bemerkung brachte mir den heiligen, barsch und unwirsch geäußerten Zorn eines alten Leiters des FAZ-Geisteswissenschaftsressorts ein!