Eines der fürchterlichsten Wörter der englischen Sprache

Eines der fürchterlichsten Wörter der englischen Sprache ist: yacht. Gesprochen wird es nicht ähnlich dem deutschen Wort Yacht. Sondern britische Englischsprecher*innen sprechen es [jɒt]. Also ca. yaht, mit genäseltem ya. Wer es nicht kennt oder es sich anhand der Lautschrift nicht vorstellen kann, höre es sich z. B. hier an: https://de.pons.com/übersetzung/englisch-deutsch/yacht#.

Kommen tut engl. yacht von niederländisch jacht, was – surprise , surprise – ›Jagd‹ bedeutet. Doch geben sie sich im Vereinigten Königreich nicht mal ansatzweise Mühe, den ach-Laut ch nachzuahmen. Nicht mal eine Annäherung wie [jɒkt] ist drin. Peinlich!

Wie ich draufkomme? In S5E10 der Netflixserie The Crown, »Decomissioned«, geht es u. a. um die Außerdienststellung von »Her Majesty’s Yacht Britannia, also known as the Royal Yacht Britannia« am 11. Dezember 1997. Worüber das Königshaus not amused war. Jedes dritte Wort der Episode ist dann yacht. Die Untertän*innen des Königshauses hatten einfach keinen Bock mehr, den Royals diesen Luxusdampfer zu finanzieren. Wo Tony Blairs konservativer Amtsvorgänger John Major noch alles dafür getan hatte, die Steuerzahler*innen für die 43 Jahre alte Königinnenyacht bzw. ihre Nachfolgerin blechen zu lassen, setzte der »sozialistische« Labour-Premier Blair dem Schiffsschmarren recht bald nach seinem Amtsantritt ein Ende. Und es wurde schlicht keine neue royal yacht mehr angeschafft. Hahahaha. Und dann war die letzte Reise der Britannia obendrein eine nach und von Hongkong, das zuvor seine Unabhängigkeit von der britischen Krone erklärt hatte und fortan keine britische Kolonie mehr war. Hahahahahaha. »The Queen, normally undemonstrative in public, was reported to have shed a tear at the decommissioning ceremony that was attended by most of the senior members of the Royal Family.« (Wikipedia) Logo, R.I.P. und dmnnb¹ usw., aber: Hahahahahahahahahahaha.

Recht gut gelöst haben das Ausspracheproblem viele Jahre zuvor Monty Python: In einem Sketch heißt eine Figur Raymond Luxury Yacht, wobei der Name nur so geschrieben wird. Laut Auskunft von Raymond Luxury Yacht selbst spricht man den Namen: Throatwobbler Mangrove. Siehe hier: Monty Python – Raymond Luxury Yacht. (Für den saudummen Antisemitismus-»Witz« des Sketches gehörte der Truppe noch heute eine saftige Watschn.)

¹ De mortuis nil nisi bene, ›Über die Toten nur Gutes‹.

Das perfekte Shopping-Queen-Motto

Bei Shopping Queen treten in jeder Stadt fünf Kandidatinnen gegeneinander an, zu einem von Showhost Guido Maria Kretschmer vorgegebenen Motto in max. 4 Stunden ein Outfit für max. € 500,– zu kaufen. Die Motti Mottos sind stets Anweisungen wie »Schritt für Schritt ein neuer Hit – Stiefelette oder Ankle Boot, dieser Schuh lässt dein Herz höher schlagen!«, »God Save the Queen – präsentiere einen royalen Look zum 70. Thronjubiläum der Queen!« oder natürlich Schweinkram wie »Fesche Wäsche – Zeige, was der Lingerie-Look alles kann!«

Zu Beginn jeder Episode wird die jeweilige Kandidatin ein paar Sachen gefragt wie: »Warum wirst du Shopping Queen?«, oder: »Was ist Deine Frage an Guido?«. Am besten finde ich die Frage: »Was wäre Dein perfektes Motto?«. Tbh ist mir schleierhaft, warum noch keine eines der folgenden genannt hat:

  • Junk Style! Hol’ Dir eine Burger King Krone und kreiere den perfekten Look damit!
  • Der Papst ist tot: Kreiere den perfekten Look für die Moderation der Beerdingungs-Sondersendung!
  • Rettet das 1,5-Grad-Ziel! Kreiere den perfekten Look zur Blockade des Lützerath-Abrisses!
  • Freie Kleiderwähler! Du eröffnest mit Hubert Aiwanger als seine Ehefrau ein Blockheizkraftwerk in St. Englmar – kreiere den perfekten Look dafür!
  • Schillernde Looks! Setz’ Dir und Deiner Begleitung diese Fliegenaugen-Facettenbrillen auf und ershoppe damit den perfekten Look!
  • Die Extraterrestrischen sind da! Kreiere den perfekten Look für den ersten Kontakt!
  • Pulp Couture! Unterbiete den Modegeschmack von Quentin Tarantino!
  • Shopping Empress: Kreiere der Kaiserin neue Kleider!
  • Zivilpolizistin statt Streife: Kreiere den perfekten Look zum Überbringen einer Todesnachricht!
  • Mit Engelbert Strauss aufs Galadinner: Kreiere den perfekten Look!
  • Das letzte Hemd: Kreiere den perfekten Look für Deine eigene Hinrichtung!

Filmkriwick, Quatsch: Filmkritik: John Wick

Mein Lieblings-Actionfilm in der Kindheit/Jugend war Terminator 2: Judgment Day. Das war für mich perfekte Action, keine Sekunde langweilte ich mich dabei. Entsprechend oft schob ich die Videokassette mit dem auf RTL aufgenommenen Film in den Rekorder. Etwa die Szene, in der der T-800 (Arnold Schwarzenegger) im 1. Stock des Cyberdyne-Systems-Hauptquartier steht und die vorgefahrene Polizeischar unten auf dem Parkplatz unschädlich macht, indem er nur die Fahrzeuge zerstört und aber niemanden verletzt oder gar tötet – oft spielte ich das und anderes zuhause nach.

Solche Actionfilme konnte ich, wo nicht im Free TV, bei einem Onkel sehen, der den Pay-TV-Sender Premiere (später: Sky) hatte. Während meine Eltern bei der Verwandtschaft in der Stube saßen und sie über irgendwelchen Erwachsenenkram laberten, saßen wir Kinder im Wohnzimmer und zogen uns Premiere-Videos mit Actionreißern wie The Punisher (1989) rein. Sowas wie die FSK-Beschränkung hielt den Onkel glücklicherweise nicht vom Screenen ab.

2010 bereitete mir dann The Expendables einige Freude, The Expendables 2 (2012) und The Expendables 3 (2014) ebenfalls. Waren das doch schöne Reminiszenzen an das Actionkino der 80er und 90er. Lustig fand ich, dass darin lauter mehr oder weniger abgehalfterte, jedenfalls outdated Actionstars vorkamen – und der noch normal ›im Geschäft‹ gewesene Jason Statham.

Vor kurzem sah ich dann John Wick (2014) mit Keanu Reeves als Auftragskiller im Ruhestand. Und huiuiui, das ist ja atemlose Action! Die obendrein inszenatorisch ohne Anbiederung an die 80er/90er auskommt, sondern Actionkino der 10erjahre ist. Wenngleich die Story ähnlich dünn und bisweilen unglaubwürdig ist wie die der 30 Jahre alten Vorfahren.

Auftragskiller im Ruhestand, in einem Actionfilm? Das bleibt freilich nicht lange so. Und John Wicks Wiedereinstieg in seinen abgelegten Beruf – der freilich nicht ohne Grund geschieht – wird standesgemäß inszeniert: Wick geht mit einem Vorschlaghammer in den Keller seiner Austragsvilla und haut vor lauter Wut den Betonboden auf. Als er dann unter allerhand Betonbrocken mit bloßen Händen anfängt zu graben, wird klar: John Wick lässt nicht bloß seinen Frust aus am Boden. Er will etwas freilegen. Und es ist keine große Überraschung, dass es sich um eine große Kiste mit allerhand Waffen und Munition handelt. John Wick hatte seine Auftragskiller-Vergangenheit begraben. Wohlwissend, dass sie nicht kompostierbar ist.

Spaß macht sie mir auch nach 25 Jahren noch, solche Actionblödigkeit: Wofür andere drei Personen, einen Presslufthammer und anderes Gerät bräuchten, das erledigt John Wick mit maximal einem Hammer. Es sollte niemanden wundern, wenn ich sage, dass im Film dann fast jeder Schuss/Schlag/Genickbruchgriff Wicks ›sitzt‹ und er mit Leichtigkeit Killerkommandos von ein bis drei Dutzend Mann ausschaltet.

Mittlerweile stört mich aber durchaus die bündige Ästhetisierung solcher Gewaltorgien mit allen optischen und akustischen Mitteln wie etwa technoider Industrial-Rock-Musik für den richtigen Tötungsrhythmus. So wird aus dem Ganzen eine harmonische Masse, in dem das Töten und Getötetwerden bloße Zutaten sind wie irgendeine Zutat einer Tafel Schokolade und deren Kinetik dem Tanz sehr viel mehr gleicht als dem unästhetisch-viehischen Streben nach Überleben.

Botschaft/Message hat John Wick überhaupt keine. Hier zeigt die Actionfilmindustrie, wozu sie in der Lage ist. Die anderen Teile kucke ich mir auch noch an.

Jetzt schlägt’s 25, Nr. 5!

Gelobt habe ich Nr. 5, mein aktuelles Smartphone, schon oft. Jedes Lob unterschreibe (?) ich nach wie vor. Jetzt, nach zwei Monaten, gibt es Grund zum Tadel.

Diese Woche wurde das Gerät auf Android 12 upgedatet. Viel, viel später erst als Geräte manch anderer Hersteller und während Android 13 bereits draußen ist. Und das, obwohl die Updatepolitik von OnePlus noch vor kurzem, als ich für die Anschaffung recherchiert habe, als außerordentlich flott bezeichnet wurde. Grmpf.

Was das Update im Detail alles bewirkt, vermag ich wie so oft gar nicht zu sagen. Hauptsache, up to date. Eine Neuerung finde ich aber dämlich, um nicht zu sagen: beknackt. Geschuldet dürfte sie dem Zwang des Kapitalismus sein, permanent mit Neuem aufwarten zu müssen, obwohl es gar nicht permanent was Neues gibt/geben kann. Und so entschied OnePlus sich, das gewöhnliche 12h-Ziffernblatt zu ersetzen durch ein 24h-Ziffernblatt:

»Die wissen auch nicht mehr, wie sie spinnen sollen!« (Oma, in anderem Zusammenhang) Die normale Uhr ist noch im 12h-Format. Noch!

Gendersensible Sprachwissenschaft

Auf Torsten Gaitzschs »Kchybersetzung« »Kybersetzung« lese ich in einem Beitrag, dass ein Sprachwissenschaftler untersucht hat, ob und inwiefern es in der Schweizer Stadt Biel (Kanton Bern) vom Bildungsgrad abhängt, ob jemand bekannt schweizerisch dialektal »Glückch«, »Sackch« etc. oder standarddeutsch »Glück«, »Sack« etc. sagt. Interessant! Es wurden dafür sogar 16 Personen befragcht befragt. Dass laut der empirischen Untersuchung tatsächlich eine Abhängigkeit besteht, wundert mich so wenig wie Torsten.

Eine Kleinigkeit an dem Forschungsbeitrag finde ich schön: Im abgebildeten Fazit ist zu sehen, dass in der »Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik« die gendersensible Formulierung mit Sternchen verwendet wird. Das finde ich schön, weil mein Eindruck ist, dass gerade in der Linguistik – neben unbestreitbaren bewundernswerten progressiven Tendenzen –, in solchen Dingen oftmals sehr konservativ, wo nicht reaktionär gedacht wird. Siehe etwa den Aufruf »Linguisten gegen Gendern« oder den »wissenschaftlichen Beirat« des Vereins deutsche Sprache, in dem ein Prof. em. aus der Historischen Sprachwissenschaft meiner Alma Mater ist, bei dem ich immer so lachen muss, weil er zeitwissenschaftslebens die Entwicklung der deutschen Sprache über die Jahrhunderte hinweg unter all den fremdsprachigen Einflüssen untersucht hat und jetzt einen reaktionären Verein wissenschaftlich berät, dessen Großem Vorsitzendem zurecht der Vorwurf gemacht wird, die Vereinszeitung läse sich wie das Organ einer Sprach-PEGIDA.

Bereiche wie Historische Sprachwissenschaft oder Dialektologie scheinen mir insgesamt eher ›traditionsverbunden‹ zu sein. Und gerade bei der diachronen Forschung, d. h. bei der, die die historische Entwicklung einer Sprache untersucht, finde ich es eben verwunderlich, wenn manche Vertreter*innen auf einem vermeintlich guten/reinen Sprachstand pochen, der nicht etwa von Anglizismen befleckt werden dürfe. Als hätte sich nicht das heutige Deutsch über die Jahrhunderte hinweg mit verschiedensten Einflüssen entwickelt. Latein, Französisch, und was weiß ich. Warum da jetzt zeitgenössische Anglizismen plötzlich die Sprache ›zerstören‹ sollen, ist mir schleierhaft. Aber solche Purist*innen gab es wohl schon immer, auch zu Zeiten des starken französischen Einflusses auf das Deutsche. Crasser Sprachpurist war bspw. Johann Heinrich Campe, der 1794 die Abhandelung Über die Reinigung und Bereicherung der deutschen Sprache und 1801 ein Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke publicirte. Und manch große Dichtsperson des ausgehenden 18. Jahrhunderts wurde/wird sehr gelobt dafür, deutsche Entsprechungen zu französischen und anderen Fremdwörtern erfunden zu haben, bspw. beschränkt statt borniert (Goethe), Einklang statt Harmonie (Klopstock), angemessen statt adäquat (Gottsched) und – spätestens da wurde es albern – Gaukelbild statt Phantom (Schiller); bloß gut, dass The Phantom of the Opera 200 Jahre später nicht als Das Gaukelbild der Oper ›eingedeutscht‹ wurde.

Man mag es meinetwegen mit gendersensiblen Formulierungen halten, wie man will (ich halte sie für notwendig), aber gerade bei einer »Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik« finde ich sie ein schönes Zeichen.

PS: Eigentlich wollte ich den Teil nach dem ersten Absatz beim zitierten Blogbeitrag kommentieren, aber dann wurde die Ausführung so lang, und so einen Riemen kann ich ja niemandem drunterkommentieren.

Alumni

»Als Alumni sind Sie ein wertvoller Teil unserer großen […]-Familie – halten Sie den Kontakt zu ehemaligen Mitstudierenden und Lehrenden aufrecht.«

*zieht den Verantwortlichen dieser E-Mail die Ohrwascheln lang* » W i e  lautet der Nominativ Singular von ›Alumni‹?!«

»Alumnus! Alumnus!«

*lässt ein wenig lockerer* »Und  w a n n  benennt ihr euch gendersensibel um in ›Alumni/-ae/-a-Verein‹?«

»Hä wa…«

*zieht die Ohrwascheln wieder stärker an*