Backerbsen

Kennt ihr Backerbsen? Also ich schon. (Falls jemand nicht: s’il vous plait.) Jedenfalls wollte ich diese leckere Suppeneinlage kürzlich haben, wurde aber von den Märkten enttäuscht. Discounter N. und Discounter P. hatten sie nicht im Sortiment. Supermarkt R. ebenfalls nicht, doch dort wurde wurde ich zu allem Überfluss auf meine Nachfrage bei einer Regalkraft hin angeschaut wie ein Auto und sah mich in der misslichen Lage, urplötzlich erklären zu müssen, was Backerbsen überhaupt sind. Bei Discounter L. wüsste ich blind, wo sie stehen (beim Suppenkram auf den Tiefkühltruhen), aber da kam ich nicht hin.

Naja, dass die Märkte nicht mehr so stabil regeln wie gewohnt, daran müssen wir uns in diesen Zeiten wohl gewöhnen.

Burn, mother[radio edit], burn

In unserer Küche ist nun eine neue Gastherme eingebaut. Die alte hatte ein kleines Leck, das wir seit zwei Monaten zunächst mit einer beschichteten Kastenbackform, dann mit einer Emailleschüssel als Tropfenauffangbehälter ›behoben‹. Die Backform mussten wir durch die Schüssel ersetzen, weil sie angefangen hatte zu rosten. Ich wusste nicht, dass das passiert, denn ich hatte sie wegen der Beschichtung für korrosionsbeständig gehalten.

Die alte Therme stammt wohl von um die Jahrtausendwende und wurde vom Handwerker beim Versuch, die Leckage zu reparieren, so beschädigt, dass sie ausgetauscht werden musste. Das bekannte Problem: Eine Schraube ist abgerissen, weswegen nicht nur ein kleines Teil auszutauschen war, sondern die nächstgrößere Baueinheit, und die gibt’s nicht mehr als Ersatzteil.

Merkwürdig bei der neuen Therme: Die Brennerflamme im Inneren brennt immer. Also nicht auf Heizbetrieb, sondern so ganz, ganz klein, sodass der Brenner beim Einschalten wegen Warmwasserentnahme nicht erst zünden muss, sondern gleich loslegen kann. Bei der Montageabnahme frage ich den Monteur, ob das so richtig sei, denn die alte Therme hat bei jedem Heizvorgang neu gezündet. Er sagt, es sei völlig normal, dass das so sei, und das sei auch bei der alten so gewesen. Aber ich schwöre, dass das bei der alten nicht so war. Die hat bei jedem Start neu gezündet, und vor einigen Wochen habe ich die enthaltenen Riesenbatterien (weißwurstdicke LR20!) tauschen müssen, weil das Gerät eben nicht mehr gezündet hat.

Entsprechende Befremdung stellt sich angesichts der Dauerflamme ein. Diese ist zwar im Wortsinne eine Sparflamme, die den Gaszähler nur etwa in Graswachsgeschwindigkeit rotieren lässt. Dennoch nervt das Gasentweichgeräusch, in meinem Kopf oszillieren in der Kuche nun die Eindrücke des nicht ausgeschalteten Gasherds und einer nächtlichen Grillengezirpwiese. Was, wenn wir den Gasherd tatsächlich mal vergessen? Und was, wenn Grillen sich bei uns einnisten?!

Trotz der Auskunft des Monteurs und noch vor dem Blick in die Bedienungsanleitung google ich, ob da wirklich alles mit rechten Dingen zugeht. Und lasse mich von, haha, ein paar Antworten auf eine entsprechende gutefrage.net-Frage beruhigen.

Auch wenn wir uns gerade nicht in einer Gaspreisexplosionssituation befänden, würde ich mich fragen, ob das der Ingenieur*innen Ernst ist. Hätte ich da was zu sagen, hätte ich, wenn sie denn die Schwachstelle gewesen ist, die Zündtechnik verbessert und wäre dem Prinzip »Jedes Mal neu zünden« treu geblieben. Dass so ein Heimgasheizgerät tatsächlich die ganze Zeit über ›an‹ gelassen wird, verstehe ich nicht. – Oder es wurde nach gut kapitalistischer Manier versucht, etwas zu verbessern, das nicht zu verbessern ist, und in der Runde der Verantwortlichen sprang jemand nach monatelangen erfolglosen ›Verbesser‹-Bemühungen auf und rief mit in den Himmel hochgerissenen Armen: »Guys! What if we … dump all the ignitioning and let it burn ALL THE TIME!?«

»Nich’! Chef! Das rauch’ ab!«

Nachdem der neue Twitter-Chef 50 % der Belegschaft ›abgelegt‹ hat – was freilich einige Leute mehr dazu gebracht hat, sich einen neuen Arbeit›geber‹ zu suchen –, scheint, sehr wahrscheinlich ›bottom‹-›up‹, die Erkenntnis sich durchzusetzen, dass damit das reibungslose Funktionieren dieser nicht unkomplizierten Plattform gefährdet wurde. Nun versuchen sie offenbar, so manche:n Mitarbeiter:in zur Rückkehr zu überreden – »Sorry, champ! That’s on my cap. It wasn’t meant like that. I mean, hey, buddy, don’t we all make mistakes? This here, this was perfect because of you. This is us. Remember Stringer Bell in The Wire? Big String? ›Us, man.‹ We need you here, always did, and always will. So, how ’bout a fresh start? Everything just as perfect as before? Here, grab a beer, and let’s have a chat.«

Warum jetzt auch noch ich mich, hier, über diesen Wannabe-Memelord, der nichts auf der Welt sehnlicher will, denn als lustig wahrgenommen zu werden, es aber einfach nicht ist, und wenn er als reichster Mensch der Welt Tausend mal Tausend Waschbecken in eine Firmenzentrale trüge für einen dümmlichen Wortwitz? Weil mich der ganze Quatsch an diesen alten Beitrag erinnert hat, demzufolge das alles, gewissermaßen nostradamisch, vor 234 Jahren schon geahnt worden war: Bewunderung und Ehrfurcht.

Jetzt schlägt’s 25, Nr. 5!

Gelobt habe ich Nr. 5, mein aktuelles Smartphone, schon oft. Jedes Lob unterschreibe (?) ich nach wie vor. Jetzt, nach zwei Monaten, gibt es Grund zum Tadel.

Diese Woche wurde das Gerät auf Android 12 upgedatet. Viel, viel später erst als Geräte manch anderer Hersteller und während Android 13 bereits draußen ist. Und das, obwohl die Updatepolitik von OnePlus noch vor kurzem, als ich für die Anschaffung recherchiert habe, als außerordentlich flott bezeichnet wurde. Grmpf.

Was das Update im Detail alles bewirkt, vermag ich wie so oft gar nicht zu sagen. Hauptsache, up to date. Eine Neuerung finde ich aber dämlich, um nicht zu sagen: beknackt. Geschuldet dürfte sie dem Zwang des Kapitalismus sein, permanent mit Neuem aufwarten zu müssen, obwohl es gar nicht permanent was Neues gibt/geben kann. Und so entschied OnePlus sich, das gewöhnliche 12h-Ziffernblatt zu ersetzen durch ein 24h-Ziffernblatt:

»Die wissen auch nicht mehr, wie sie spinnen sollen!« (Oma, in anderem Zusammenhang) Die normale Uhr ist noch im 12h-Format. Noch!

A Light in the Dark

»Sehr geehrter Herr Lugauer«, schreibt mir meine Bank, »heute haben wir gute Neuigkeiten für Sie: Es gibt wieder Zinsen auf Ihr erspartes Geld«! Geil! Endlich wieder mit Nichtstun fett absahnen! Die hammergute Nachricht setzt die Kundenkommunikation – zurecht! – fett: »Ab dem 06.12.2022 gibts [sic] auf Ihrem Extra-Konto 0,3% Zinsen p.a. anstatt der bisherigen 0,001% Zinsen p.a.« Das ist ja der motherfucking OBERHAMMER! Das ist nicht weniger als eine VERDREIHUNDERTFACHUNG der Zinsen! REIßT DIE FENSTER AUF UND DREHT DIE HEIZUNGEN AUF 6!! Als wäre das der guten News nicht schon genug, legt die Bank nach: »Und zwar ab dem ersten Cent« – hold on to your seats! – »ohne Wenn und Aber.« OHNE WENN UND ABER! Die Kund*innen weinen vor Glück.

Was diese Generösität bedeutet, buchstabiert die Bank noch aus, denn es kann vor Verzückung ja niemand fassen: »Sparen lohnt sich also wieder und es macht Sinn, immer etwas Geld auf der hohen Kante zu haben.« Vor lauter Zinserhöhung von abgerundet 0 auf 0,3 ist es auch schwierig, sich für so einen Batzen einen Verwendungszweck vorzustellen, daher illustriert das Geldhaus: »Für besondere Fälle, den nächsten Urlaub oder die kaputte Waschmaschine.« Ich glaube, es reicht für alles drei zusammen.

Küchenrol

6x 100 Blatt Küchentücher zum Aktionspreis von € 4,49 – damit hatte der Discounter L*dl uns freilich! Auch wenn ich auf Anhieb gar nicht sagen könnte, ob und inwiefern das jetzt ein Preisknaller ist und uns sparen lässt.

Erst zuhause beim praktischen Einsatz dann der Schock:

Die Rollen haben ja gar nicht das Standardmaß! Und passen mithin nicht in unseren Küchenrollenhalter!

Davor hat man uns nicht gewarnt. Höchstens im Kleingedruckten (?). Und selbst wenn anders: Wie soll eins eine solche Warnung auf der Schnäppchenjagd durch den Discount-Parcour wahrnehmen?

Jedenfalls stehen jetzt bei uns 6 Rollen lang Küchentücher irgendwo in der Küche herum, wo sie gar nicht stehen sollten und könnten. Dieter Schwarz, Eigentümer der Schwarz-Gruppe (K**fl*nd/Li*l), dich persönlich klage ich an. Du höchstpersönlich sollst vorbeikommen, die Rollen mitnehmen, sie dir zuhause in deine gewiss Riesenküche stellen, wo sie gar nicht stehen sollen, und uns als Ersatz 6 Normrollen, nein: 10!, oder 100!, vorbeibringen.

(Wenn jetzt irgend ein Matheheini kommt und daherschlaumeiert, 10! (»10 Fakultät«) seien ja 3628800 Rollen und 100! gar ungefähr 9.332 · 10157 Rollen, dann lasse ich ihn ausrechnen, wieviel »Mathematik Fakultät« eigentlich ist. Herauswinden mit einem läppischen »Mathematik · Mathemati · Mathemat · … · M« darf er sich allerdings nicht.)

Herbstaster, Quatsch: E-Scooter

Letzte Woche bin ich, late adopter wie stets, zum ersten Mal mit einem E-Scooter gefahren. Seit 2019 sind die Dinger, wie das Internet leider und richtig bemerkt: »aus deutschen Städten nicht mehr wegzudenken«. Könnte eins sie einfach wegdenken, wären die kreuz und quer herumliegenden E-Scooter all der Rüpelparker kein Problem.

Aber zurück zu letzter Woche: In eine Südstadt wollte ich fahren und dazu die U-Bahn nehmen. Einmal umsteigen, kein Problem. Aber! Wie die DB-App zeigt, will diese fränkische Großstadt für das benötigte Tagesticket stolze 8,20 € haben! Bloß 80 Cent weniger als das 9-€-Ticket sel.! Sogar die Niedersachsenhauptstadt, in der ich wohne, nimmt dafür nur 6,– €.

Latsche ich also, während ich mich gräme, zufällig an einem E-Scooter vorbei und denke, nimmste den, biste schneller und kost’ weniger. Doch Pustekuchen: 10 Minuten brauchte ich, ehe ich loskam, weil die eilig heruntergeladene und eingerichtete App erst allerhand Sperenzchen trieb. Wie bspw. ein 10teiliges Verkehrsquiz, das ich nicht weg-x-en konnte, wobei ich mir vorkam, als müsste ich erst eine theoretische Fahrerlaubnisprüfung ablegen. (Später fand ich heraus, dass man mit dem Quiz wohl Freiminuten erlangen kann.) App downloaden, Telefonnummer verifizieren, PayPal angeben, QR-Code scannen, losdüsen? Nicht mit diesem Anbieter.

Recht viel billiger als besagtes ÖPNV-Tagesticket war es denn auch nicht: ganze 70 Cent habe ich auf den drei Fahrten gespart, und das auch nur, weil mir als Neukunden ein bisserl was erlassen worden ist. Die Vorteile gegenüber der U-Bahn (z. B. keine Fußwege zu/von Stationen, keine Fahrzeitenbindung) wiegt das nicht auf.

Und ungemütlich ist das E-Scooten auch: Die kleinen Reifen, der schmale Lenker, das nicht zu leugnende Gewicht des Metallmonstrums, all das will im Zaum gehalten werden. Wie sanft dagegen eine*n ein Fahrrad trägt. Auf Kopfsteinpflaster schüttelt eine*n so ein Scooter ordentlich durch, mir wäre fast Nr. 5 (mein Smartphone) aus der Lenkerhalterung geflutscht. Obendrein fühlt es sich auf den meisten großstädtischen »Radwegen« und sonstigen Straßen auf einem windigen elektromotorisierten Tretroller nicht gerade sicher an. Die Aufforderung der App: »Tragen Sie beim Fahren einen Helm!«, ist da nur blanker Hohn, denn wer trägt einen Helm herum, wenn ihr*ihm der Gedanke e-zu-scooten kommt.

Nach diesen Fahrten habe ich nicht nur die App des Anbieters V** deinstalliert, vorher habe ich auch den Account gelöscht. Das hätte ich evtl. nicht gemacht, wenn es für alle Anbieter eine App gäbe statt für jeden eine Extraapp. Gäbe es eine einzige, würde ich mich vielleicht alle heiligen Zeiten dazu hinreißen lassen, einen Weg mal schnell e-zu-scooten. Aber auf die Bindung an die Firma *o* oder zusätzlich zu der von **i haufenweise weitere E-Scooterapps habe ich gkB.

Ohnehin, wenn es nach mir ginge: Sofort verbieten und aus dem Stadtbild verbannen, die Dinger! Was gerne bleiben darf: Leihfahrräder, die empfinde ich als echten Gewinn. Damit ist eins meiner Erfahrung nach wirklich schneller und günstiger, und wenn nicht, dann immerhin praktischer unterwegs als mit dem ÖPNV.

Nebenbei, was eins sich mal durch den Kopf gehen lassen kann: Warum sieht eins so gut wie nie Leihfahrräder herumstehen/-liegen, die nur von radikalegoistischen Widerlingen »geparkt« worden sein können?