Den Zeitungen der FUNKE Mediengruppe sagte ich es schon – denjenigen, die’s nicht gelesen/gehört haben: Schöne und stressfreie Feiertage allerseits!
Journalismus
Noch mal HAZ
Neulich beschwerte ich mich über Käseblätter im Allgemeinen und die Hannoversche Allgemeine Zeitung im Besonderen. Diese Zeitung hätte ich bei einer sich bietenden Gelegenheit nur aus dem Grund probeabonniert, um was für unten in den Biomüll rein zu haben. Eins mag mich dafür schelten und das für eine viel zu grobe und ungerechtfertigte Schelte für diese Regionalzeitung und allgemein für solche Käseblätter halten. Doch will ich sie verteidigen. Denn zwei, drei Tage später nehme ich einen Bogen der Zeitung ab, um ihn in den Biomüll unten rein zu tun, da fällt mir folgende Überschrift in die Augen:

Wie schon beim neulich angeführten und bei 100 Milliarden anderen Beispielen stimmt die Überschrift bis höchstens um Haaresbreite. Schließlich hatte Musk entweder auf Twitter Amnestien angekündigt oder Amnestien für Twitteraccounts. Eine »Amnestie für Twitter« jedenfalls hatte er nicht angekündigt.
Meine Hoffnung ist, dass ich nicht irgendwann werde wie solche Sprachpäpste wie Wolf Schneider (requiescat trotz allem freilich in pace), Walter Krämer, Bastian Sick oder wie so hängengebliebene verbittert-verbiestert-verhärmte alte Linksintellektuelle, die sich Arthur Schopenhauer, Karl Kraus und Hermann L. Gremliza als sakrosankte Haushalbgötter halten und für sie mit der spitzen Feder ins Weißfeld ziehen wie weiland die Kreuzzügler für Jesus Christus.
Sisyphosarbeit¹ Bildredaktion
Meine Güte, wie lange muss in der armen Bildredaktion von tagesschau.de jemand nach einem Foto von Shinzō Abe (eigentlich: Abe Shinzō) mit langem Schatten gesucht haben? Um dann nur eins zu finden, dem doch wieder jemand den Vorwurf der Text-Bild-Schere machen kann?
Bzw. macht, denn tatsächlich hat Abe auf dem Bild drei lange Schatten.
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¹ Wenn die Medien ständig mit solchen cool klingenden, aber um mindestens Haaresbreite unpassenden Ausdrücken hantieren, werde ich das ja wohl auch mal dürfen. Verklagt mich doch!
nEu dEnKeN
Ist er das, der allerdümmste Einsatz der dummen, vulgärtransitiven Deppenphrase etwas neu denken, der Lieblings-Progressivvokabel der Marktradikalen, all jener, denen zur Verhinderung Abmilderung der Klimakatastrophe stets nur tEcHnoLoGiScHe LöSUnGeN einfallen, die letzten Endes doch nur den Zweck der Vermögensumverteilung von unten nach oben haben?
Freilich ist bei diesem Modesprech überhaupt nicht klar, was überhaupt gemeint sein soll. Klar, zunächst einmal, dass die Bau-Auflagen für waldnahe Siedlungen überdacht und nach ordentlich Gehirnanstrengung angepasst werden sollten. Doch das betrifft ja nur Siedlungen, die erst noch zu bauen wären. Und die schon bestehenden Waldrandsiedlungen? Sind die nicht mitunter akut bedroht, in Flammenmeeren unterzugehen? Was hilft es ihnen, wenn sie nEu gEdAcHt werden? Worauf sich die Formulierung in diesem Fall bloß beziehen kann, ist einzig ein Gott, dessen Gedanken unmittelbar Wirklichkeit werden und der bspw. Siedlungen von Wäldern ›weiter wegdenken‹ kann, um sie vor Waldbränden zu schützen. Und wir wollen doch nicht albern werden.
Gestern Abend beim Bügeln
Gestern Abend beim Bügeln ließ ich den Fernseher laufen. Weil der Sommer vorbei ist, bügelte ich endlich den kleinen Berg Leinenhosen und -hemden, der seit ’ner Woche oder so darauf gewartet hatte. Was schaute ich mir nebenbei an? Berichterstattung zum Tode von Queen Elizabeth II. natürlich! Gleichwohl ich für die weltweite Abschaffung sämtlicher Monarchie und Adelsstände – noch wenn sie ›bloß‹ repräsentativer Natur sind – bin,¹ hat das Ableben dieser im Positiven wie Negativen Jahrhundertperson dennoch Aufmerksamkeit verdient. Meine beiden Highlights in der ARD-Sondersendung Brennpunkt:
(1) Das entzückend behämmerte Jackett meiner Lieblingskorrespondentin der Tagesschau, der wunderbar schrillen Annette Dittert:

Ich meine, wie sehr kann individuelle, extravagante Privatkleidung Nationalverbundenheit, Trauer und die eigene Exzentrik ausdrücken?
(2) Der Name der »ARD-Königshausexpertin« (allein, dass es sowas gibt): Leontine von Schmettow.

Ich meine: L e o n t i n e – welch wunderbar aristokratisch-exzeptioneller Vorname! – v o n – dem Expertinnentum ist Zugehörigkeit der in Tat und Wahrheit Gräfin in dem Falle doch sehr von Vorteil! – S c h m e t t o w – wuchtig im Aufschlag wie Wittelsbach und Nassau, und mit stummem, allenfalls zart hauchgeformtem W doch sanft im Ausklang wie Windsor!
¹ Die Menschheit auf Dauer erhalten könnte meines Erachtens nur weltweiter Sozialismus. Weil der so schnell kaum zu haben sein dürfte, sollte es erstmal immerhin ubiquitäre Demokratie sein, aber keine »marktkonform«-kapitalistische. Am kapitalistischen Absolutismus geht die Menschheit, wir erleben es, zugrunde.
Mein Alptraum
Die DLF-Presseschau zusammenstellen und dafür Unmengen deutscher Meinungs-, Kommentar- und Leitartikel lesen müssen.
Was mein Leben reicher macht
Die Vorstellung, bei allen Beiträger*innen der ZEIT-Rubrik »Was mein Leben reicher macht« vorbeizufahren und ihnen eine Backpfeife zu geben für den bürgerlich-saturiert-distinktiven Mist, den sie allen Ernstes dort einsenden und der Woche für Woche auf der letzten ZEIT-Seite abgedruckt wird. (Note to self: Vielleicht auch mal in deren Redaktion Backpfeifen verteilen.)
Die armen Dummen, dummen Armen
Aus dem SPIEGEL 4/1972 zum Zusammenhang von elterlichem „Bildungsniveau“, i.e. Vermögen, und dem „Intelligenzgrad“ von Kindern:
„Die Fernseh-Dauer wird außerdem bestimmt vom Intelligenzgrad des Kindes und dem Bildungsniveau seiner Eltern. [Bildungswissenschaftler Georg] Schottmayer belehrt: »Eine kleine Gruppe der oberen Schichten und oberen Mittelschichten verharrt heute noch in einer ablehnenden Haltung gegenüber dem Fernsehen und weigert sich, ein Gerät zu kaufen.« Nach [dem Soziologen James] Halloran läuft der Empfänger »häufiger in Familien der Arbeiterklasse als in Familien, die der Mittelklasse angehören«. […] »Je dümmer der Schüler, um so länger sein Fernsehen«, resümieren Stückrath und [sein Kollege Fritz] Schottmayer, und Halloran bestätigt: »je begabter das Kind, um so weniger wird es fernsehen; das heißt: Der Begabtere erreicht den Sättigungspunkt früher.«“
Was in der FAZ imo passieren soll
Hoffentlich überlebt die FAZ lange genug, dass in ihrer Leserbriefrubrik »imo«, »imho«, »afaik« und gar »imao« die Anachronismen – wo nicht dinosaurierartigen Ungetüme! – »meines Erachtens« und »meines Wissens« verdrängen können. Und hoffentlich muss der Verein Deutsche Sprache das auch noch erleben! Den dorthinnigen Ein- bzw. Siegeszug von »tbh« fände ich auch schön tbh
Offenlegung
Bald 20 Jahre danach, und noch immer denke ich beim Anblick von Tagesschau-Sprecher Jens Riewa: »Ah, das ist doch der, der über die Schlagersängerin Michelle gesagt hat: ›Michelle ist im Bett eine Granate!‹« Menschenskinder, die »Bild«-Leserei in der Realschule hat mich schon auch was ramponiert.
(Seriöseren Boulevardmedien wie Dem Spiegel entnahm ich jetzt, dass Riewa das so nicht gesagt haben will; das sei nicht sein Sprachgebrauch.)