Die DLF-Presseschau zusammenstellen und dafür Unmengen deutscher Meinungs-, Kommentar- und Leitartikel lesen müssen.
Qualitätsblätter
Was mein Leben reicher macht
Die Vorstellung, bei allen Beiträger*innen der ZEIT-Rubrik »Was mein Leben reicher macht« vorbeizufahren und ihnen eine Backpfeife zu geben für den bürgerlich-saturiert-distinktiven Mist, den sie allen Ernstes dort einsenden und der Woche für Woche auf der letzten ZEIT-Seite abgedruckt wird. (Note to self: Vielleicht auch mal in deren Redaktion Backpfeifen verteilen.)
Die armen Dummen, dummen Armen
Aus dem SPIEGEL 4/1972 zum Zusammenhang von elterlichem „Bildungsniveau“, i.e. Vermögen, und dem „Intelligenzgrad“ von Kindern:
„Die Fernseh-Dauer wird außerdem bestimmt vom Intelligenzgrad des Kindes und dem Bildungsniveau seiner Eltern. [Bildungswissenschaftler Georg] Schottmayer belehrt: »Eine kleine Gruppe der oberen Schichten und oberen Mittelschichten verharrt heute noch in einer ablehnenden Haltung gegenüber dem Fernsehen und weigert sich, ein Gerät zu kaufen.« Nach [dem Soziologen James] Halloran läuft der Empfänger »häufiger in Familien der Arbeiterklasse als in Familien, die der Mittelklasse angehören«. […] »Je dümmer der Schüler, um so länger sein Fernsehen«, resümieren Stückrath und [sein Kollege Fritz] Schottmayer, und Halloran bestätigt: »je begabter das Kind, um so weniger wird es fernsehen; das heißt: Der Begabtere erreicht den Sättigungspunkt früher.«“
China in der FAZ

»All hail our future Chinese masters!« (Dietmar Dath, FAZ-Redakteur, in konkret 02/2018)
Debattenjournalismus über E-Roller
Debattenjournalismus: »Davor, die Person vorschnell als gleichgültiges, rücksichtsloses, egoistisches Arschloch vorzuverurteilen, kann, darf und muss gemahnt und gewarnt werden! Bestimmt wollte sie nur an dieser abschüssigen Stelle den Verkehr etwas bremsen und beruhigen und regulieren. Und das ist doch eigentlich nichts Schlechtes. Hingegen wer meint, auch mitten in der Mitte des Wegs bzw. gar auf der vollen Wegbreite fahren oder gehen zu dürfen oder zu müssen, der ist der tatsächliche Gleichgolt, Rücksichts-Loser und Ergoman(n)e. Das wussten schon die alten Römer, wenn sie einen Ostrazismus abhielten.«
»Der Spiegel« erzählt aus einem »Bunte«-Interview mit Markus Söder

»Noch harmloser kann Wahlkampf kaum daherkommen.« Belanglose Söder-Antworten aus einem »Bunte«-Interview kolportieren (z.B. entgegnet er auf eine grunddumme »Bunte«-Frage, von einer »Männerfreundschaft« zu Robert Habeck zu sprechen, sei dann doch »stark übertrieben«) – noch dümmer kann »Der Spiegel« kaum daherkommen.
Naja, in der Vergangenheit hat er schon oft bewiesen, dass er doch kann.
C O M P L I A N C E
Das Wort COMPLIANCE-Verfahren klingt so schön schön, ich will mich darin einwickeln und auch so ein COMPLIANCE-Verfahren gegen mich starten lassen
#reichelt #julianreichelt #compliance
Na da schau her: »Das Compliance-Verfahren gegen Reichelt hat laut Springer keine Anhaltspunkte für sexuelle Belästigung oder Nötigung ergeben.« (Zeit Online)
Faszination Cineasmus
Deutschlandfunk-Interview mit einem Autoren letzte Woche: »Sie sind ja auch Cineast …«
Autor: »Ja, also, ob ich Cineast bin, weiß ich gar nicht, aber ich kuck schon gerne Filme.«
Max Goldt monierte einmal die schlechte Angewohnheit von Journalist*innen, Leute, die halt an irgendwas Interesse haben, zu fragen: »Aha, was f a s z i n i e r t sie denn an …?«
Katachresen-Alarm
Nach langem Weg durch die Wüste fast verdurstet zur Oase gelangen und denken: »Geil, hier muss ich besonders wenig abgeben!« So funktioniert die Metapher »Steueroase«, die deswegen keine ist.
Die Gewissensfrage
Lieber Dr. Dr. Rainer Erlinger,
wenn beim Medico auf der Latrini am Spender eine weniglagige, aber angefangene Recyclingrolle hängt, von der Reserve aber vierlagiges Angenehmpapier grüßt – welches Papier kann/darf/muss ich nehmen?
LG der Moralfreund