Nach dem Boxen

Doof fand ich Boxen erst, als ich mit 13 und 14 Jahren die erstausgestrahlten ersten beiden Staffeln von South Park aufgenommen habe. Die liefen kindgerecht samstags im RTL-Nachtprogramm. Übertrug RTL an solchen Abenden Boxveranstaltungen, wurden die Sendetermine der Serie extrem unzuverlässig; weit schlimmer, als wäre sie unmittelbar nach Wetten, dass…?! ausgestrahlt worden. Bis die endlich mal zu Potte kamen, sich die Fressen zu polieren und anschließend im Ring voller Krimineller und Halbweltler sich auf den Schultern tragen zu lassen!

Programmieren und am nächsten Morgen ansehen war also nicht. Eine Taste für manuelles Aufnehmen hatte der Videorekorder nur am Gerät selbst, nicht auf der immerhin gut achtzigtastigen Fernbedienung. Um während des Aufnehmens die Werbung rauszuschneiden, stob ich bei Reklamebeginn vom Sofa auf den Teppich, drückte die vergleichsweise saukleine Aufnahmetaste, die auch noch schützend eingefasst war, und wartete, bis ich die Aufnahmetaste wieder drücken konnte.

Im Anschluss schaute ich vielleicht noch einen Erotik- oder gar einen Sexfilm auf Kabel 1 oder Vox. (Siehe den Text »Blue Velvet – Verbotene Blicke«.) Nach welchen Kriterien der Programmanzeiger Fernsehwoche zwischen Erotik- und Sexfilm unterschied, ich weiß es bis heute nicht.

Im montäglichen Schulsport wollte ich mich einmal an den Allercoolsten der Klasse ankumpeln. Er, ein early adopter, hatte bereits oben inselartig blondierte Haare, mit Gel aufgestellt, und mit 14 sogar schon die erste Alkoholvergiftung hinter sich sowie gewiss Geschlechtsverkehr am laufenden Band! Ich frug ihn also nach einer besonders coolen und besprechenswerten South-Park-Episode ganz angespannt, ob er sie am Wochenende auch gesehen hätte. Was er uninteressiert beschied mit: »Ach, ich hab die alle schon auf DVD …«, und sich anderen zuwendete. Was ihn in meinem Ansehen nur noch mehr steigen ließ, weil WAHNSINN, ein DVD-PLAYER! Wahrscheinlich auch Premiere und früher einen elektrisch betriebenen Bulldog zum Draufsitzen und durch den ein Dreiviertel Fußballfeld großen Garten Fahren und ein Tastentelefon, um auf Kabel 1 bei Hugo mitspielen zu können.

Als Hugo einmal auf dem Stadtplatz meiner niederbayerischen Heimatstadt gastierte, durfte ich nicht hin, weil ich irgend einen Mist gebaut hatte. Oder weil »morgen ist Schule, da fahren wir doch nicht um 19 Uhr in die Stadt zu so einem Zeug!«, ich weiß es nicht mehr genau.

Zwischenbericht zum 900.

Vorgestern erschien der 900. Beitrag dieses Blogs – und damit fast genau fünf Jahre, nachdem der Salon du Fromage am 02.03.2016 mit dem Text »Tradition vs. Energybrause« (notabene aufgewärmt aus 2014) gelauncht worden war. Die durchschnittliche Veröffentlichungsfrequenz von einem Beitrag alle zwei Tage stellt mich durchaus zufrieden.

Wobei Blog für diesen Blog nach wie vor die falsche Bezeichnung ist. Ich führe hier ja weder Onlinetagebuch, noch berichte ich von Reisen, Trips oder kürzlich gekochtem Essen, noch rezensiere ich, wie es ein vitaler Teil der (*brrrr*) Blogosphäre tut, Bücher. Vielmehr ist der Salon du Fromage eine Art fortlaufendes Archiv meiner komischen Beiträge in den diversen Social Media – schon weil deren Suchfunktionen so elendig schlecht sind und Texte sonst zu verschwinden drohten.

Als Seitendesign verwende ich nach wie vor das voreingestellte Standard-Theme »Penscratch«. Das ist zwar pretty low-key. Aber die allermeisten WordPress-Benutzer*innen schrauben doch, bevor sie irgend einen Content uppen, als erstes am Design herum like it’s 2004. Da sieht’s hier schon anders aus.

Meine größten Hits?
Der Schnipsel »Bereit, wenn Sie es sind!«, zu dem Leute nach (was sie sehr häufig tun) Internetsuche dieses Zitats gelangen; der mit einer kleinen Anekdote versehene Mahlzeitwunsch Guten Appo!, für den ebenfalls oft Suchmaschinen bemüht werden; die kleinen Kampagnenkritiken Dies ist nicht Thorsten Brehm und Zusammenhalt, die anlässlich von Wahlplakaten eines schließlich nicht in die Oberbürgermeisterstube gewählten Nürnberger SPD-Mannes entstanden; sowie die Fotografie eines musealisierten Werbeplakats des Fahrradherstellers Wartburg-Rad: HURRAH, ja,.

Bemerkenswerteste Begebenheiten in diesen fünf Jahren: (1) Ein zufällig über den Beitrag Jens Mander gestolperter Leser informiert mich per E-Mail liebenswürdigerweise, der in dem Text verhandelte Beispielname der Windows-Installationsroutine, Jens Mander, sei begründet in der ebenfalls angegebenen Beispiel-E-Mailadresse jemand@microsoft.com. Ich hätte Jeslie Mandoki genommen. (2) Ein Typ echauffiert sich per E-Mail darüber, dass man unter meinen Beiträgen nicht kommentieren kann. Er hat nämlich ordentlich Bedarf, etwas richtigzustellen: In Misbehavin’ Chippendales würde ich nämlich ein Chippendales-Werbeplakat völlig verkehrt interpretieren! Nicht, wie ich es verdreht hätte, die Chippendales sollten sich misbehaven – sondern ja wohl die Frauen, denen diese Reklame zugedacht ist! Ich habe ehrlich gesagt gar nicht geantwortet, weil ich, wo es geht, Reklamen gegen den Strich lese, wie ich es will. Amüsiert hat mich, und darum erwähne ich diese Geschichte, dass ich die von mir unerwiderte Klage im einen oder anderen Kommentarbereich anderer WordPress-Blogs herumposaunt wiederfand. Na hoffentlich hat da jemand zugestimmt. (3) Der Besitzer eines Ladens, über dessen Firmenschild ich mich witzig gemacht hatte, forderte mich per Facebookkommentar auf, ihm € 80,- für die unerlaubte Veröffentlichung seines Schildes zu bezahlen. Was willkürlich ausgedacht klang und ich natürlich nicht machte. Sondern eine befreundete Juristin fragte, die mich versicherte, an solchen öffentlichen Bildinhalten gäbe es keine Rechte, solange, wenn ich mich richtig erinnere, keine Rechte am eigenen Bild geltend gemacht werden könnten. Erleichtert schloss ich daraufhin sicherheitshalber eine Rechtsschutzversicherung ab.

Klassiker des Gesellschaftsspiels

28.12.2020, spätabends – Habe heute beim Kniffeln sauknapp gewonnen (245:243), aber bei diesem Höllenspiel fühle ich mich vorher, währenddessen und, trotz Sieg, noch danach als haushoher Verlierer, schon der Gedanke daran ramponiert, ja demoliert mich völlig.

Ganz anders wiederum bei Mikado, da brauche ich bloß daran zu denken und schon umflort mich balsamisch das Air der Siegesgöttin Victoria – wie es denn auch kommen sollte. Titanengleich über dem unbewegten Olympe wandelnd, iwo: Aristoteles’ unbewegten Beweger zum bewegenden Unbeweger verkehrend gleich sammelte ich die Staberl usw.

aner

Seit gestern, coronabedingt erst fünf Wochen nach dem Umzug, bin ich eingetragener Hannoveraner. Dazu einige dies leicht ankätzelnde Fakten:

  • Mein Familienname wurde früher oft falsch von Hand- zu Maschinenschrift transkribiert, nämlich Luganer statt Lugauer. Das steht z.B. auf Schützenvereins-Trophäenscheiben meiner Eltern. Zu »Hannoveraner« passt »Luganer« aber ganz gut. But hey: no games with names!
  • Hannover liegt in Norddeutschland.
  • Tschüss ihr Saubayern hehe

For  r e a l ?!

Was mir soeben, am 30. April im Jahre 2020 unseres Herrn Jesus Christus um 10:07 Uhr, im Alter von über 30 Jahren, bei der Lektüre auffiel: das Adjektiv real geht etymologisch zurück auf das lateinische Super-, i wo: Universalwort für praktisch alles, was ist: rēs ›Sache, Ding, Wesen, Angelegenheit, Ereignis, Erscheinung, Interesse, Vorteil, Rechtssache‹. Und das ist ja auch völlig logisch und komplett naheliegend! Ich überprüfte es freilich sogleich, entsprechend der Germanistenpflicht, im DWDS (Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache) und klar, logo, ist es auch so. Ich meine: Wortstamm re- + Adjektivsuffix -al und das Wort res, Akk. rem, Gen. rei – das k a n n ja nur nix wie zusammengehören!

Also manchmal frage ich mich schon, ob ich einfach ganz besonders deppert und integral bescheuert bin und allen anderen solche s i m p l i c i s s e s t e n Sachen von Haus aus klar sind, oder ob es bei denen im Hirnstüberl ebenso zappenduster ist wie bei mir bis eben, oder irgendwas dazwischen.

Der behende Eisenbahnsitznachbar

Was ich überhaupt nicht kann: Mir irgendwas Jackenartiges anziehen, ohne dabei mords raumgreifend mit teilweise ausgestreckten Armen im um- und vor allem schräg hinter mir liegenden Raum herumzukrapfen. Deswegen brauche ich dabei armlangen Sicherheitsabstand.

Neulich in der Fern-Eisenbahn saß am Fensterplatz neben mir ein Funktionsbekleideter, und urplötzlich hatte er über seinem Funktionsoberteil eine Funktionsjacke an, ohne dass er mich irgend berührt, ja geschweige denn dass ich den Anzug (hahaha, dieses Wort passt hier höchstens entfernt oder vielmehr überhaupt nicht, aber MaN wEiß jA wAs GeMeiNt iSt) bemerkt hätte.

Er war Saatgutvertreter aus der Agrarindustrie. Womöglich spielt das gar keine Rolle.